Nach einem tollen Frühstück mit traumhafter Aussicht (siehe
letztes Bild unseres Blogeintrags für den 27.05.2018) fuhren wir von Fort
William mit gefühlt hundert anderen Personen in PKW, Wohnmobilen und auf Motorrädern
weiter in Richtung Glen Coe, das auch „Tal der Tränen“ genannt wird. Im 17.
Jahrhundert gab es einen Aufstand der schottischen Hochlandclans gegen den neuen
englischen König Wilhelm von Oranien. Nach einer Niederlage bot der König ihnen
Amnestie an, vorausgesetzt, sie würden bis zum 01.01.1692 einen Treueeid auf ihn
ablegen. Der Clanchef der MacDonalds von Glencoe (Ort in der Nähe des Tals) erledigte
dies jedoch erst mit ein paar Tagen Verspätung. Der König machte sich anschließend die
Fehde zwischen den Clans MacDonald und Campbell zunutze. Im Februar 1692 waren Robert
Campbell und 120 Soldaten beim Clan MacDonald einquartiert und wurden nach
alter Highland-Tradition bewirtet. Campbell erhielt vermutlich während seines
Aufenthalts den Befehl, „die Rebellen zu überfallen, die MacDonalds of Glencoe,
und alle Personen jünger als 70 Jahre hinzurichten“ (Wikipedia). Es starben
insgesamt fast 100 Personen durch direkten Mord oder Verhungern und Erfrieren
in den Folgetagen bei der Flucht in die Hügel.
Neben dieser tragischen Geschichte bietet das Glen Coe eine
tolle Landschaft mit Bergen, Wäldern und Flüssen, wo wir uns in den
Vormittagsstunden etwas umgesehen hatten. Die Pollenallergiker, zu denen wir
glücklicherweise nicht gehören, hätten die herumfliegenden Dinger in der Luft
bestimmt nicht so faszinierend gefunden…
Weiter ging es zum nächsten Tal, dem Glen Etive. Auf unserer
Reise ist dieser Ort bis jetzt einer der schönsten, die wir gesehen haben. Je
weiter wir ins Tal hineinfuhren, umso einsamer und faszinierender wurde die
Landschaft (und umso katastrophaler wurde auch die Straßenbeschaffenheit…). Falls
jemand von euch James Bond – Skyfall gesehen hat: Hier wurde die Szene gedreht,
wo James Bond M nach Skyfall bringt und sie beide neben dem Auto stehen und ins
Tal schauen. Die Straße endet am Loch Etive mit einer kompletten und perfekten Aussicht auf
das gesamte Tal.
Unsere Fahrt führt uns weiter in den
Loch-Lomond-and-the-Trossachs-Nationalpark, den ersten Nationalpark Schottlands
(Eröffnung im Jahr 2002). Wir hatten uns nichts konkretes herausgesucht,
sondern wollten einfach die Landschaft genießen und an ein paar Stellen halten,
um Fotos zu schießen und Rast zu machen. Dies war anscheinend nicht nur unsere
Idee, sondern die von zahlreichen weiteren Personen. Das perfekte Wetter lockte
Touristen und Schotten aus der Umgebung an, was sich an komplett überfüllten
Parkplätzen und Staus auf der Straße zeigte. Wir hatten uns somit schon von mehreren
oder zumindest einem Halt verabschiedet, bis wir die allerletzte Möglichkeit vor
Ende des Parks nutzen konnten, um einen Blick auf den Loch Lomond zu werfen,
den offiziell schönsten See Schottlands.
Wir erreichten unsere Unterkunft in Glasgow, wo wir uns auf
etwas Ausruhen vor dem Abendessen freuten. Im Glasgow Guest House empfing uns
Gastgeber John und führte uns in dem total schönen Haus herum. In den letzten
Monaten waren seine Zimmer fast immer von Deutschen gebucht worden und er fragt
sich, woran das wohl liegen könnte. Er findet es super, weil die Deutschen
immer super Englisch sprechen würden. Dies setzte er auch bei uns voraus und in
der nächsten Viertelstunde prasselten so viele Infos mit feinstem schottischen
Akzent auf uns herein über Ziele in der Umgebung, Restaurants, das Guest House,
den öffentlichen Nahverkehr usw usw. Dies war natürlich super nett und informativ,
jedoch hoffte man zwischendurch, dass „Helge/Frauke das hoffentlich grad
verstanden und nicht nur aus Höflichkeit freundlich guckend genickt hat.“
In Glasgow werden wir zwei Nächte verbringen und morgen die
Stadt besichtigen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen